Am 02.02.2025 titelte die Rhein-Neckar-Zeitung "700 Menschen protestierten in Walldorf gegen ´neuen Faschismus´". Nach Angaben der Veranstalter "Walldorf solidarisch" fanden sich bei strahlendem Sonnenschein 700 Menschen ein. Aber leider konnten die Veranstalter nicht mehr die 2000 Teilnehmer aus dem vorigen Jahr auf die Beine stellen. Und das obwohl die RNZ schon am 30.01.2025 mit einem Artikel "Bündnis ruft zu Kundgebung für die Demokratie auf" und einem Interview mit dem Walldorfer evangelischer Pfarrer Dr. Uwe Boch ordentlich für die Demonstration getrommelt hatte.
Schaut man sich den Text und die Fotos im RNZ-Artikel an, fällt auf, dass die Linke, die SPD und die Grünen mit ihren Bundestagskandidaten vertreten sind. Es fehlen Vertreter der CDU und der FDP. Verständlich, denn die gehören seit der vergangenen Woche im Bundestag ja auch zu den Bösen. Unter dem Motto "Gemeinsam Demokratie stärken", verbündete man sich dieses Mal nicht nur gegen die AfD, sondern auch gegen die CDU und die FDP. Dass es völlig absurd ist, eine explizit linke Veranstaltung unter den Begriffen "Gemeinsamkeit" und "Demokratie" zu verkaufen, fiel den Organisatoren natürlich nicht auf.
Der Walldorfer CDU-Fraktionschef Mathias Pütz tat seinen Unmut über die geplante Demonstration und das mit Uwe Boch geführte Interview schon in einem Leserbrief kund, über den RNZ am 01.02. berichtete. Man fragt sich natürlich, warum er erst jetzt auf Herrn Dr. Boch aufmerksam wird. Aber die Antwort ist klar, weil jetzt auch CDU-Mitglieder betroffen sind.
Der Walldorfer Pfarrer Uwe Boch hat ein ganz eigenes Verständnis von christlicher Nächstenliebe, Solidarität, Demokratie und historischen Zusammenhängen. Das zeigt er seit Jahren sowohl auf der Website der evangelischen Gemeinde Walldorf wie auch in seinem Auftreten und in seinen Äußerungen außerhalb der Kirche.
Menschen, die politisch anderer Meinung sind als er, bezeichnet er auf seiner Website ganz im Geiste der christlichen Nächstenliebe schon einmal als "rechtes Gesindel". Mit AfD-Wählern "diskutiert man nicht." "Das sind Nazis". Herr Dr. Boch weiß das ganz genau. Und "was diese Woche aus der CDU-Ecke kommt, das ist erschreckend" lässt er uns wissen. Tja, liebe CDU, wenn Ihr nicht macht, was Herr Dr. Boch will, ist es mit "gemeinsam Demokratie stärken" ganz schnell vorbei.
Dafür hat Herr Dr. Boch andere Freunde, mit denen er die Demokratie stärken kann. Auf der Demonstration in Walldorf trug er ein Shirt mit Antifa-Logo, deutlich sichtbar unter seiner coolen Lederjacke. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BDA) war selbstredend auf der Demonstration vertreten. Der VVN-BDA ist ein Zweig der Antifa, die für ihren demokratischen Diskurs ja berühmt ist. Schwarze Vermummung, martialisches Auftreten in Reih und Glied, Fahnen, Niederbrüllen politischer Gegner, gewalttätige Ausschreitungen. Verdammt, woran erinnert mich das nur? Komisch auch, dass ich bei Begegnungen mit der Antifa noch nie an "Demokratie stärken" gedacht habe. Leider habe ich auch nie so etwas wie Gemeinsamkeit gespürt.
Aber vielleicht findet Herr Dr. Boch ja bei der Antifa einige lautstarke Vermummte, die in Zukunft die lichter werdenden Reihen seiner Kirche auffüllen können. Laut Mitteilung seines Gemeindebriefes sind im Jahr 2024 bis zum November 78 Menschen aus der Gemeinde ausgetreten. Diesen steht ein (!) Neueintritt gegenüber. Zudem gab es 53 Bestattungen, aber nur noch 24 Taufen.
Der inflationäre Gebrauch des Begriffs "Nazi" für politische Gegner ist jedenfalls eine unglaubliche Verharmlosung des Nationalsozialismus. Aber um das zu erkennen, braucht es halt ein gewisses Maß an historischen Kenntnissen. Wie viele "Nazis" noch in der evangelischen Kirche in Walldorf sind, wissen wir nicht. Aber Herr Dr. Boch arbeitet zielstrebig darauf hin, seine Kirche von diesen zu befreien. Denn nach seiner Aussage muss die Kirche "antifaschistisch" sein.
Zurück zum Titel des RNZ-Artikels. "Neuer Faschismus". Der italienische Kommunist Ignazio Silone, prägte, nachdem er wegen Stalins Verbrechen vom Glauben an den Kommunismus abgefallen war, übrigens den folgenden Satz: "Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus."